Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst, die verschiedene Kampfstile, Tänze, Akrobatik und Musik miteinander verknüpft, gegenseitigen Respekt und sozialen Zusammenhalt fördert. Ihre Wurzeln liegen im Zeitalter der Kolonisierung Brasiliens, als die afrikanische Bevölkerung unter der Führung der portugiesischen Großmacht nach Südamerika versklavt wurde.
Der Ursprung von Capoeira bleibt umstritten
Über die Entstehung von Capoeira existieren vielfache Theorien, bei denen sich der Großteil der heutigen Erkenntnisse auf mündliche Überlieferungen in Form von Sagen, Geschichten und Traditionen aus den Städten Recife, Salvador und Rio de Janeiro stützt. So kann Capoeira als ein durch Tanz getarntes Kampfspiel verstanden werden, mit dem sich die versklavten Afrikaner gegen die Unterdrückung durch ihre sogenannten Herren widersetzten.
Populär ist auch die Annahme, dass Capoeira auf den duellierenden afrikanischen Zebratanz N’Golo zurückgeht, bei dem sich der beste junge Tänzer eine Braut wählen darf.
Capoeira wird Weltkulturerbe
Afrikanische Techniken und regionale Einflüsse verschmelzen im Laufe der Zeit mit anderen Kampfsportarten wie Ringen oder Jiu-Jitsu und neumodischen Tanzformen wie Breakdance, sowie Tricking. Doch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ist Capoeira in Brasilien verboten; erst 2008 wird es als nationales Kulturerbe anerkannt. Wenige Jahre später, 2014, verleiht ihr die UNESCO den Status eines Weltkulturerbes.
Es gibt verschiedene Schulen mit den Mestres (Meister im Portugiesischen) an der Spitze, die sich im Stil, Schwerpunkt und den Trainingsmethoden voneinander abgrenzen. Mittlerweile wird zwischen verschiedenen Richtungen unterschieden, darunter Angola (langsam und bodennah), Regional (schnell und aufrecht) und Contemporânea (ein zeitgenössischer Mix).
Spielende treffen in der Roda aufeinander
Die Roda ist der Ort, an dem Capoeira gespielt wird. Sie besteht aus einem Kreis von Spielern und Musikern. Während in der Mitte zwei Capoeiristas aufeinander treffen, begleiten Musik, Gesang und das Klatschen des Chores den Ablauf des Spiels. Das tragende Element in der Roda bildet die selbst gespielte Musik der kleinen Kapelle, genannt Bataria. Denn sie gibt den Rhythmus und Stil an, nach denen die Capoeiristas spielen.
Üblicherweise bildet der Mestre den Leiter der Bataria und den Vorsänger des Chores. Zu den zumeist traditionellen portugiesischen Liedern erklingen mindestens die Instrumente Berimbau (Musikbogen), Atabaque (Trommel) und Pandeiro (eine Art Tamburin).
Kleiderordnung wie bei Judo und Karate
Wie in den meisten Kampfsportarten gibt es auch bei Capoeira eine Kleiderordnung. Demgemäß tragen die Spielenden eine Hose und ein T-Shirt, beides weiß. Zusätzlich macht eine Kordel am Hosenbund deutlich, welchem Kenntnisstand der jeweilige Capoeirista unterliegt. Dieses Graduierungssystem nach Farben – vergleichbar mit dem im Karate oder Judo – wird in jeder Gruppe unterschiedlich gehandhabt.
Generell gilt: Die erste Kordel vergibt der Mestre im Rahmen einer feierlichen Zeremonie, der Batizado. Die Fortgeschrittenen wechseln ihre Kordeln in der sogenannten Troca de Corda.